Stand: 11.07.2025 12:17 Uhr
Angst vor dem künstlichen Kniegelenk? Viele scheuen eine OP am Knie. In Rodalben sollen Patienten bald schon mit einem Roboter operiert werden und schneller wieder fit sein.
Von Alexandra Dietz
Wenn das Kreuzband einmal gerissen, der Meniskus langsam Stück für Stück zerfetzt ist und es im Knie immer mehr knirscht, ist es Zeit für ein künstliches Kniegelenk. Doch trotz Schmerzen haben viele Hemmungen, sich ein Transplantat in den Körper einsetzen zu lassen. Fremdkörper mag eben keiner gerne. Das Städtische Krankenhaus Pirmasens am Standort Rodalben möchte den Menschen mithilfe von Robotik gleichzeitig die Angst nehmen und für weniger Schmerzen nach der OP sorgen.
Mensch & Roboter im Team: präzisere Knie-Operationen in Rodalben
Der große Vorteil der Robotik im OP-Saal liegt auf der Hand. Das Knie wird zunächst millimetergenau abgemessen und dann so bearbeitet, dass auch der Knie-Ersatz nach Angaben des Roboter-Betreibers gleich viel besser sitzt. Das sorge dafür, dass das neue Kniegelenk beim Patienten nicht zum unerträglichen Fremdkörper wird. Auch Fehl-Stellungen könne der Roboter während der OP erkennen. Also ob jemand von zu viel Fußballspielen beispielsweise O-Beine hat oder eher mit X-Beinen durchs Leben läuft. Auch das misst der Roboter namens "Cori" aus und korrigiert automatisch während der OP.
Statt Sägen, wie es heute in Kliniken meist normal sei, würden ab September dann die Roboter-Fräsen eingesetzt, die dem Knochen auch nicht so leicht nachgeben, erklärt der Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie Bassam Qasem. Die 3D-Modelle auf dem Bildschirm, die durch Infrarot-Scanner und kleine Messgeräte entstehen, helfen dem Operateur bei seiner diffizilen Arbeit. Qasem ist davon überzeugt, Schmerzpatienten dank der neuen Technik noch schneller wieder zu mehr Lebensqualität zu verhelfen.
Wir wollen zufriedene Patienten, die schnell wieder heimkommen und im Knie wieder beweglicher sind.Bassam Qasem, Chefarzt Orthopädie Städtisches Krankenhaus Pirmasens Standort Rodalben
Modernste Robotik sorgt für weniger Schmerzen und schnellere Heilung
Das Städtische Krankenhaus Pirmasens am Standort Rodalben will ab September auf die neue moderne Robotik im OP-Saal setzen. Sie soll Ärzte aber nicht ersetzen, betont Qasem. Die Ärzte sind weiter als Operateure am Patienten, führen auch die Instrumente noch selbst. Die Technik sorge aber für deutlich präzisere Operationen im Knie, später auch an Hüften, so Qasem. Und weil die OP für den Menschen durch "Cori" sehr schonend ist und das Trauma im Knie dadurch geringer als bei Standard-Operationen, können die Patienten auch deutlich früher nach Hause und schon am selben Tag wieder vorsichtig in die Bewegung.
Krankenhaus Pirmasens investiert etwa eine halbe Million Euro
Auch wenn der Roboter in der Anschaffung mit 500.000 Euro einen ordentlichen Preis hat, im Vergleich zu anderen Robotern ist "Cori" günstig, sagt Bassam Qasem. Anfangs werden Ärzte sich an die Technik zwar erst gewöhnen müssen und sind dann gegebenenfalls im OP-Saal auch etwas langsamer als bei herkömmlichen Operationen. Langfristig werde aber sicher jeder so vertraut mit der Robotik, dass man es gar nicht mehr anders wolle.
Dr. Bassam Qasem operiert seit einigen Jahren in der Orthopädie in Rodalben. "Die Zahlen der Patienten sind in den vergangenen Jahren stetig gestiegen." Der Roboter soll nochmal für einen Boom an OPs sorgen.
Für Patienten entstehen übrigens keine weiteren Kosten, wenn der Roboter im Einsatz ist. Und das gelte sowohl für gesetzlich als auch privat Versicherte, betont der Chefarzt der Orthopädie, worauf er sichtlich stolz ist.
Sendung am Fr., 11.7.2025 6:00 Uhr, SWR4 RP am Morgen, SWR4 Rheinland-Pfalz
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